Gabriele Thies

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Die Solo-Selbständigkeit: Alles Gold, was glänzt!?

Die Solo-Selbständigkeit: Selbst und ständig?

Oder:

Freier und selbstbestimmter zu leben und zu arbeiten als in der Festanstellung?

Zum einen in den Themen und Projekten, die ich für mich wähle, zum anderen in den äußeren Rahmenbedingungen:

Wann arbeite ich? Wo arbeite ich? Wie arbeite ich? Mit wem arbeite ich?

Selbständig zu sein, bedeutet für mich auch, mich selbst und alles, was mich ausmacht, auszudrücken bzw. für mich selbst überhaupt erstmal aufzuspüren:

Ich habe im Laufe meiner Selbständigkeit so viele Talente und Fähigkeiten in mir entdeckt, die ich in den 25 Jahren Festanstellung davor NIE auf dem Schirm hatte bzw. überhaupt nicht in Erwägung gezogen hätte.

Zum Beispiel das Schreiben, mich öffentlich zu zeigen mit persönlichen Gedanken, Videos zu drehen (wäre früher unvorstellbar für mich gewesen!), aber auch meine Fähigkeit, andere zu coachen und blinde Flecke aufzudecken und gute Strukturen zu schaffen.

Warum habe ich mich überhaupt nach 25 Jahren Festanstellung selbständig gemacht?

Ich habe in meinem Vierteljahrhundert 🙈 Festanstellung vor der Selbständigkeit sehr viel ausprobiert und auch erlebt.

Ich war nie der Typ: Ich bleibe mein ganzes Arbeitsleben in dem gelernten Beruf und am besten noch bis zur Rente im gleichen Unternehmen.

Vom internationalen Konzern bis zum 3-Mann-Unternehmen hab ich alles durch – und das auch in unterschiedlichen Positionen und ganz unterschiedlichen Branchen.

So richtig glücklich war ich aber meist nur im ersten Jahr in einem neuen Job, danach wurde es mir meistens zu viel Routine und mir hat die Herausforderung gefehlt.

Klar hätte ich sagen können, ich will in der Hierarchie aufsteigen oder in eine andere Abteilung gehen – aber „verlockender“ fand ich immer was ganz Neues zu entdecken.

Nach diesen vielen Jahren in Festanstellung und einem sehr unschönen Mobbing-Erlebnis in meinem letzten Job vor der Selbständigkeit war für mich klar:

Festanstellung und ich sind erstmal nicht mehr kompatibel.

Allerdings hatte ich die Selbständigkeit davor NIE auf dem Schirm, in diesen Gedanken durfte ich erst reinwachsen.

In den ersten Jahren meiner Selbständigkeit war ich erst einmal dabei zu entdecken, was ich überhaupt anbieten will und kann, denn:

Das Naheliegende – in meinem Fall andere Menschen dabei zu unterstützen, ihre ganz persönlichen Strukturen für ihren (Business-)Alltag zu schaffen – war mein eigener blinder Fleck.

So habe ich anfangs alle möglichen freien Jobs angenommen: Events organisieren, Urlaubs- und Krankheitsvertretungen als Assistenz in Unternehmen, Büro- und Orga-Aufgaben etc. Später habe ich viel als Virtuelle Assistenz gearbeitet.

War die Solo-Selbständigkeit von Anfang an eine bewusste Entscheidung?

In diesen ersten „Entdeckungs- und Experimentier-Jahren“ hat sich die Frage nach eigenen Mitarbeiter:innen gar nicht gestellt.

Und später – als ich mich für eine Coaching-Ausbildung und die Spezialisierung auf das Thema Zeit- und Selbstmanagement und Strukturen entschieden habe – war ich so in meinem eigenen Flow unterwegs, dass mich der Gedanken an eigene Mitarbeitende eher gestresst als unterstützt hat.

Schließlich wollen Mitarbeiter, egal ob frei oder angestellt, beschäftigt werden – heißt, sie brauchen Aufgaben, sie brauchen Commitment und sie wollen bezahlt werden.

In meiner Zeit als Virtuelle Assistenz habe ich die andere Seite erlebt – nämlich die Sicht einer freiberuflichen Mitarbeiterin:

Sehr oft musste ich meinen eigenen Plan kurzfristig umwerfen, weil meine Auftraggeber:innen „noch nicht so weit waren“, plötzlich andere Prioritäten hatten und ihre Zusagen nicht eingehalten haben. Oder ich durfte auf mein Geld warten, weil „es gerade sehr eng ist“.

Logisch: Das ist nicht bei allen Auftraggebern so. Ich will hier keine Schublade aufmachen.

Verbindlichkeit ist für mich ein hoher Wert – und meine Erlebnisse haben mir deutlich gezeigt, dass ich als Auftraggeberin ein sehr hohes Maß an Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit zeigen wollen würde.

Was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass ich mit potenziellen Mitarbeitenden glasklare und verbindliche Absprachen, Deadlines und Aufgaben vereinbaren würde.

Nur: Ich genieße es so sehr, in meiner Selbständigkeit in meinem Flow, meinem Rhythmus und meinem Tempo arbeiten zu können oder Entscheidungen und Prioritäten auch mal zu revidieren – ohne, dass es einen Rattenschwanz an Umorganisation (weil auch andere beteiligt sind) nach sich ziehen würde.

Deshalb würde mich das – zumindest aktuell – gedanklich sehr unter Druck setzen, dass ich jederzeit alle Aufgaben und Projekte so vorbereitet haben müsste, dass Mitarbeitende wie vereinbart und sinnvoll weiterarbeiten könnten.

Dabei versteht sich von selbst, dass ich gemachte Zusagen zum Beispiel Kundinnen oder Kooperationspartnern gegenüber verbindlich einhalte.

Oder auch: Dass ich immer (!) so viel Umsatz machen müsste (!), dass ich die Leute, die mich unterstützen, verlässlich bezahlen kann und am Ende auch noch was für mich übrigbleibt. Das verursacht bei mir einen inneren Druck.

Mag sein, dass der eine oder andere sagt, damit halte ich mich selbst klein – nur für mich fühlt sich meine Vorgehensweise gut und frei und selbstbestimmt an.

Viele Mentoren und Coachs propagieren, dass man sich unbedingt ein Team aufbauen muss, um erfolgreich zu sein. Ja, mag sein. Ein eigenes Team bietet auf jeden Fall ein größeres Potenzial zu wachsen.

Was aber, wenn es sich nach Druck und Fremdbestimmung anfühlt?
Warum sollte man das „unbedingt“ machen müssen?

Eine einfache Struktur für die Solo-Selbständigkeit

Vielleicht habe ich im Laufe der Zeit mein Business (unbewusst?) so strukturiert, dass ich nicht zwingend ein Team brauche:

Ich biete sowieso am allerliebsten Mentorings im 1:1-Setting an und habe (aktuell) keine großen Kurse oder Programme, die ich aufwändig erstellen und launchen müsste (dafür lohnt es sich auf jeden Fall, Unterstützung ins Boot zu holen).

Mein Marketing und meine Akquise mache ich selbst: Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand anderes (auch kein Profi) meine Texte schreibt oder meine Kennenlerngespräche führt und meine Mentorings für mich verkauft.

Meine eigene Schreibstimme (die übrigens NICHT KI-basiert ist…) ist Grundlage meiner Newsletter, meiner Posts und meiner Blogartikel.

Und ich will mir selbst ein Bild von den Menschen machen, die sich für eine 1:1-Zusammenarbeit interessieren, und entscheiden, ob es zwischen uns passt oder nicht.

Natürlich hab ich auch ein bisschen Technik-Gedöns oder sonstige Arbeiten, die ich nicht so gern mache und die gut jemand anderes machen könnte.

Nur ist es gleichzeitig so, dass ich es (immer schon!) spannend finde, mich mit unterschiedlichen Arten von Aufgaben zu beschäftigen (deshalb hab ich früher auch lieber in kleinen Unternehmen gearbeitet, wo die Aufgaben von Haus aus breiter gefächert waren) und auch immer gerne was dazulerne. Das kann dann auch ein neues technisches Tool sein, auch wenn ich es grundsätzlich mit der Technik nicht ganz so habe…

Ich liebe die 1:1-Arbeit mit meinen Kundinnen im Rahmen eines Mentorings wirklich sehr.

Und gleichzeitig kann ich mir nicht vorstellen, ausschließlich zu coachen. (Auch wenn die Experten sagen: Aber dein Coaching ist doch viel wertvoller als einen Blogartikel wie diesen hier auf die Website zu packen, zu verlinken etc.).

Um es kurz zu machen:

Aus heutiger Sicht möchte ich solo-selbständig bleiben.

Die Freiheit, in meinem Rhythmus und Tempo zu arbeiten, und die Freiheit, meine Prioritäten ändern zu können und damit nur mir selbst (und keinem Team gegenüber) verpflichtet zu sein, motiviert mich so viel mehr als dass eine Aufgabe, die ich weniger mag, mich runterzieht.

 

Die Solo-Selbständigkeit: Alles gold, was glänzt?

Klar: Das ganze Freiheit-Gedöns hat auch Nachteile!

Ja, ich muss darf alles selbst machen – was Zeit und Energie kosten kann.

Ja, ich muss darf mich mit Aufgaben auseinandersetzen, die ich nicht so gut kann oder mag – was aber auch ungeahnte Potenziale freisetzen kann (ich hätte NIE gedacht, dass ich selbst eine Website bauen kann!)

Und ja, ich muss darf aufpassen, dass mein Fokus nicht verloren geht – der Fokus auf das, was mir wirklich wichtig ist: Meine großartigen Kundinnen zu unterstützen, sich selbst, ihre Zeit und ihre Aufgaben so zu organisieren, dass es wirklich zu ihnen und ihrem (Business-)Leben passt.

Dazu kommt natürlich der finanzielle Aspekt. Die eigenen Selbständigkeit ist immer mit einem hohen Maß an Unsicherheit, Unplanbarkeit und auch Sorgen und Ängsten verbunden (und ich kenne all das sehr sehr gut!).

Aber ganz ehrlich: Welcher andere Job ist in diesen Zeiten nicht unsicher, unplanbar und frei von Sorgen und Ängsten!?

Und wirklich unterstützt werden wir Solo-Selbständigen von der Politik nicht, ganz im Gegenteil. Ich sage nur: Scheinselbständigkeit, Rente und Altersvorsorge, Sozialversicherung etc.

Dennoch ist die Selbständigkeit der Weg, für den ich mich entschieden habe und den ich von Herzen gern gehe – mit all seinen Umleitungen, Straßensperrungen und manchmal auch Sackgassen.

 

Würde ich jedem empfehlen, sich solo-selbständig (oder überhaupt selbständig) zu machen?

Ist die Solo-Selbständigkeit für jeden was? Ich denke nicht.

Man muss es schon aushalten können (oder lernen, so wie ich - und nein, mir fällt das auch nicht leicht!) mit finanziellen Engpässen oder Angeboten, die floppen, umgehen zu können. Oder dass man mit jeder Entscheidung allein dasteht.

Und es ist – bei allen den Wünschen nach Freiheit und Selbstbestimmung – mitunter eine große Herausforderung, sich immer wieder selbst zu motivieren und zu disziplinieren, selbst die Prioritäten zu entscheiden, oft keinen Sparringspartner zu haben, um auf neue Perspektiven zu kommen (deshalb ist so ein Mentoring übrigens eine so tolle Sache 😉) und immer wieder alleine mit Ängsten und Sorgen umgehen zu müssen.

Und gleichzeitig – und das wird mir jede:r Solo-Selbständige bestätigen, ist es so eine großartige Spielwiese, um sich selbst auf komplett neue Art zu entdecken und weiterzuentwickeln.

Für mich ist die Selbständigkeit eine der bedeutendsten Entscheidungen meines Lebens gewesen (neben der Entscheidung für meine Kinder 🥰).

#WirSindSolo

Dieser Beitrag ist inspiriert durch Sascha Theobalds WebParade: Ich bin solo-selbständig!

Im Rahmen dieser Aktion teilen viele weitere ihre Perspektiven, Erlebnisse, Erkenntnisse, Herausforderungen und Wünsche zu ihrer Solo-Selbständigkeit.

Schau doch mal vorbei oder vielleicht bist auch du solo-selbständig und mein Artikel hat dich inspiriert, ebenfalls an der WebParade teilzunehmen.

Herzlichen Dank, lieber Sascha Theobald, für diesen Impuls. Es hat mir Spaß gemacht, bei mir und meiner Solo-Selbständigkeit einmal tiefer zu forschen.

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