Wie du Ziele richtig setzt und dranbleibst
Oktober - das letzte Quartal im Jahr ist angebrochen und ich frage mich: Wieso rast die Zeit jedes Jahr schneller? Gleichzeitig wird die Zeit knapper, um all die Ziele und Vorhaben zu verwirklichen, die wir uns am Jahresanfang vorgenommen haben.
Wie sieht es bei DIR aus?
Hast du deine Ziele vom Jahresanfang überhaupt noch im Blick?
Konntest du auf deiner persönlichen Zieleliste schon viele Häkchen setzen?
Oder hast du sie aus den Augen verloren oder verworfen?
Der Herbst ist perfekt, um sich die eigenen Ziele und wo wir aktuell damit stehen, anzuschauen.
Deshalb habe ich heute für dich die Expertin Andrea Prehofer im Interview. Andrea ist Coach und Trainerin und du bekommst von ihr spannende Anregungen, wie du deine Ziele einfacher und mit mehr Spaß erreichen kannst.
Interview mit Andrea Prehofer
Andrea, schön, dass du heute mein Interviewgast bist. Erzähle uns ein bisschen was über dich und dein Business. Womit beschäftigst du dich und mit wem arbeitest du?
Danke, liebe Gabriele. Herzlich gerne.
Ich unterstütze Menschen dabei, erfolgreicher zu arbeiten und zufriedener zu leben. Das kann ganz individuell im Coaching sein oder in Workshops. Themen sind zum Beispiel Neuorientierung im Beruf (oder nicht?) und persönliche Herausforderungen. Für Unternehmen biete ich Trainings und Beratung an, vor allem zu Führung und Persönlichkeitsentwicklung.
Besonders spannend finde ich, dass Psychologie und Hirnforschung in den letzten Jahren viele alte Überzeugungen auf den Kopf stellen. In meinem Blog Die Manufaktur der Inspirationen gibt es Inspirationen, den eigenen Weg zu finden und zu gehen - und gute Gedanken, die wie Sonnenstrahlen auf unseren Weg fallen.
Das klingt spannend! Immer, wenn es um Neuorientierung und Weiterentwicklung geht, geht es auch um Ziele.
Womit wir schon beim Thema sind:
Viele Menschen, besonders Selbständige, setzen sich Jahresziele. Wie denkst du über Jahresziele und welche Chancen, aber auch Herausforderungen haben Jahresziele deiner Meinung nach?
Ziele geben Orientierung und spornen an. Sie helfen, Energie fokussiert einzusetzen. Die ist schließlich nicht unbegrenzt. Für Selbständige kommt dazu, dass Umsätze nicht von allein kommen. Bei der Zielsetzung geht es ja auch darum, bewusst zu entscheiden, welche Themen man anpackt und zu überlegen, ob diese auch rentabel sind. Alles mehr als gute Gründe, um sich Ziele zu setzen.
Für mich sind dabei zwei Aspekte herausfordernd:
Wieso gerade für den Zeitraum zwischen Januar und Dezember? Ist das nicht willkürlich? Vielleicht bin ich nach dem Sommerurlaub in Aufbruchstimmung und voller Energie für neue Ziele.
Außerdem habe ich am Anfang meiner Selbständigkeit eine für mich neue Erfahrung gemacht: Ein zu enger Fokus auf Maßnahmen, um gesteckte Ziele zu erreichen, verengt den Blick für andere Optionen. Genau hier liegt für mich der Reiz in der Selbstständigkeit: Selbst über meine Arbeit entscheiden zu können und auch mal offen für Wege zu sein, von denen ich im Januar noch gar nicht wusste, dass es sie gibt.
Offen zu sein, ist ein gutes Stichwort: Oft sind langfristige Ziele so weit weg und so groß und unüberschaubar.
Wie sollten wir am besten vorgehen, wenn wir uns ein längerfristiges Ziel setzen?
Vielleicht ist der Begriff Ziel nicht der richtige. Im Englischen gibt es für solche langfristige Ziele den Begriff „Aspiration“. Solche Ziele sind wie eine Art Leuchtturm. Der weist uns den Weg, auch wenn wir das Ziel gar nicht unbedingt erreichen (müssen).
Gerade bei neuen und langfristigen Zielen ändert sich der Weg oft während des Gehens. Wir wissen heute noch nicht, wie sich beispielsweise die Kunden, die Technologie und zuletzt das eigene Wissen entwickeln werden. Was ist in sechs Monaten, in einem Jahr, in drei Jahren?
Umso wichtiger ist es, kleine Schritte zu planen und zu gehen. So entstehen Erfolgserlebnisse. Die sind essentiell für die Motivation. Und wenn es mal nicht klappt, kann man korrigieren und für sich so Schritt für Schritt zur Lösung kommen.
Wenn ich von kleinen Schritten spreche, meine ich übrigens nicht den ganzen Weg bis zum Ziel. Sondern einfach die allerersten. Und wenn die gegangen sind, dann die nächsten.
Ich bin auch ein Fan von kleinen Schritten. Warum klappt das Dranbleiben trotzdem oft nicht? Welche Fehler machen wir deiner Erfahrung nach häufig, wenn es um Ziele geht?
Zuallererst haben wir meistens recht hohe Erwartungen. Das spornt viele Menschen an - bei weitem nicht alle. Und oft werden die Erwartungen nach einer Weile enttäuscht. Dann kommt womöglich die Stimme im Kopf „Hab’ ich doch gewusst, dass das nicht klappt“ und wir geben mehr oder weniger schnell auf. Da kann es helfen, das Ziel mehr als Leuchtturm zu sehen und selbst freundlich zu sich zu sein. Oft gehen wir mit uns selbst nämlich viel kritischer um als mit einem guten Freund.
Und schon am Anfang kann man eine Menge dafür tun, dass das Dranbleiben einfacher fällt. Ein positiv formuliertes Ziel trägt viel zum Erfolg bei. Wer statt „Ich will weniger auf dem Sofa lümmeln“ sagt: „Ich möchte mich mehr bewegen“, hat schon einen wichtigen Schritt getan. Interessanterweise sind ganz viele Ziele anders formuliert: „Ich möchte aufhören zu rauchen / abnehmen / nicht mehr so viel Süßes essen...“
Manche Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreichen wir ganz einfach. Andere wiederum fühlen sich von Monat zu Monat schwieriger und anstrengender an.
Wann sollten wir deiner Meinung nach an Zielen festhalten und dranbleiben? Und wann ist es Zeit, ein Ziel loszulassen?
Mir hilft in solchen Fällen zu überlegen, wo das Problem ist: Ist es das Ziel oder ist es der Weg, den ich im Moment einschlage?
Ein Schlüsselerlebnis dazu hatte ich gerade letztes Jahr. Seit langem wollte ich abnehmen. Aber statt nach unten zeigte der Zeiger der Waage zunehmend nach oben. Ich habe viel ausprobiert: fdH, Shakes, Dinner-Cancelling, verschiedene Ernährungsformen. Nichts hat wirklich funktioniert. Und wenn, dann nur ein paar Tage. Ich habe mit mir gerungen: Weitermachen oder mich auf Dauer mit den paar Kilos mehr anfreunden?
Phasenweise war „mich mit den Kilos anfreunden“ der bessere Weg. Ich hatte mich gerade selbständig gemacht, war mitten in einer Ausbildung und meine Kinder haben ihr „Grundschulabitur“ gemacht. Keine gute Zeit für Vorhaben, die viel Energie brauchen.
Letztes Jahr, ziemlich genau um diese Zeit, dachte ich mir, ich packe es nochmal an. Und was soll ich sagen: Ich habe meinen Weg gefunden und 10 Kilo abgenommen. Das hat mir wieder gezeigt, wie wichtig es ist, meinen persönlichen Weg zu finden und dass die „richtige“ Zeit eine wesentliche Rolle spielt.
Um die Frage nach dem Loslassen zu beantworten, ist aus meiner Erfahrung besonders wichtig:
Warum ist das Ziel für mich wichtig?
Und manchmal auch: Wer will das eigentlich?
Denn etliche unserer Ziele sind geprägt durch die Erwartungen unserer Umgebung, was „man“ tut und welchen Empfehlungen man gerade ausgesetzt ist. Da lohnt es sich, hinter die Kulissen und zu fragen: Was will eigentlich ICH?
Hast du zusätzlichen zu diesen wichtigen Fragen noch weitere Tipps, wie wir uns das Dranbleiben an den Zielen leichter machen können?
Indem wir unsere Stärken einsetzen. Nochmal zurück zu meinem Ziel abzunehmen. Ich habe mich lange darüber geärgert, dass ich scheinbar nicht diszipliniert genug bin und es mir an Durchhaltevermögen mangelt. Dadurch habe ich mich noch mehr runtergezogen.
Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt: Was sind eigentlich meine Stärken und wie kann ich sie für dieses Ziel einsetzen? Meine größten Stärken sind Neugier, Kreativität und Sinn für’s Schöne. Um Himmels willen, dachte ich mir, was hat das jetzt mit Abnehmen zu tun?
Ich bin drangeblieben und habe erkannt, warum es bisher nicht geklappt hat (Shakes sind wirklich nichts für Genussmenschen) und was ich diesmal anders mache. Als Bücher-Liebhaber habe ich zum Beispiel meine Kochbuch-Bibliothek mit passenden Exemplaren ausgestattet und meine Neugier durch neue Rezepte gestillt.
Den Weg zum Ziel an seinen Stärken und Werten auszurichten, ist ein sehr spannender Tipp!
Jetzt bin ich neugierig: Bist du noch auf Kurs mit deinen Jahreszielen für das neue Jahr?
Mein Projekt ist regelmäßig zu meditieren. Ich habe das früher schon öfter versucht und bin jedes Mal einen Schritt weitergekommen, aber irgendwann ist es im Sande verlaufen.
Was soll ich sagen: Anfangs war ich recht gut und konsequent unterwegs. Jeden Wochentag morgens, bevor ich anfing zu arbeiten, zumindest fünf Minuten. Irgendwann hatte ich sehr arbeitsintensive Wochen und schaffte es immer seltener.
Vor einigen Wochen habe ich mich tatsächlich gefragt: Soll ich weitermachen - auch wenn es sich wie gezwungen anfühlt? Alleine die Frage zu stellen, hat mir gut getan. Dabei auch zu überlegen, tut es mir gut? Was habe ich bisher erreicht?
Jetzt nach den Sommerferien werde ich nochmal einen Anlauf unternehmen. In diesem Projekt geht es mir wie der Schildkröte: Ich bewege mich langsam, bleibe auch manchmal stehen, und komme trotzdem voran. Das ist es, was letztendlich zählt.
Wege entstehen, indem man sie geht.
Der Weg durch’s Leben ist eben nicht geradlinig von A nach B, und dann nach C. Glücklicherweise - sonst würden wir viel Spannendes verpassen.
Das ist ein schönes Schlusswort, liebe Andrea. Ich danke dir ganz herzlich für dieses Interview und deine Inspirationen rund um das Thema Ziele! Und viel Erfolg beim Meditieren!
Hier findest du alle Infos über Andrea Prehofer:
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Wenn du dir Coaching-Unterstützung wünschst, um mit einer maßgeschneiderten Organisationsstruktur deine Ziele einfacher zu erreichen, dann schreib mir gerne eine Mail und wir klären, wie ich dich begleiten kann.
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