„Ich habe keine Zeit“ – oder habe ich mehr Zeit als ich denke?

Ich habe nie genug Zeit

Bildquelle: unsplash.com

 

Manchmal erinnere ich mich an meine Kindheit: Es gab Zeiten, die waren sooo langweilig und ich hatte echt nichts zu tun. Die Hausaufgaben waren fertig. Das Zimmer aufgeräumt (zumindest in meinen Augen). Die Freunde konnten nicht. Und die zahlreichen Freizeitaktivitäten und Ablenkungen wie Smartphone & Co. wie sie heute im Kinder- und Jugendlichen-Alltag üblich sind, gab es damals auch noch nicht. Es gab also Zeiten, da hatte ich einfach wirklich NICHTS zu tun.

Und heute? Mal abgesehen davon, dass unsere Kinder heutzutage mehr denn je unter Freizeitstress leiden, Erwartungen erfüllen müssen und dementsprechend keine Zeit für Langeweile haben… geht es uns Erwachsenen doch genauso: Gefühlt haben wir NIE genug Zeit.

 

Warum haben wir gefühlt nie Zeit?

Die ToDo-Liste ist zu lang.
Die Tage zu kurz.
Die Verpflichtungen zu viele.
Die Ablenkungen zu verlockend.
Die Ansprüche zu hoch. Unsere eigenen und die der anderen an uns.

Was heißt das, wenn wir nicht genug Zeit haben?

Der Druck steigt.
Der Stress nimmt zu.
Das Gedankenchaos im Kopf nimmt zu.
Die Unzufriedenheit wird größer.
Die Laune wird schlechter.
Der Gesundheit schadet’s auch.
Und wenn es ganz blöd läuft, ist irgendwann der Ofen aus. Und es geht gar nichts mehr.

Ich gestehe, ich bin selbst – auch wenn ich mich so intensiv mit allem rund um Zeit- und Selbstmanagement beschäftige – davor auch nicht immer verschont.

Kürzlich hatte ich selbst wieder so eine Phase, in der ich gefühlt nur noch unter Strom stand und mir alles zu viel war: Neue Projekte im Business, in die ich mich erst zeitintensiv eindenken und einarbeiten musste, bestehende Projekte, die bearbeitet werden wollten, genauso wie die Alltags- und Familienthemen, die ich gar nicht negativ bewerten will, die aber auch Zeit- und Energie kosten. Plus die ganzen Ideen, die mich sowieso immer wieder locken und verlocken, was ich alles tun KÖNNTE, wenn ich nur mehr Zeit hätte. Von Zeit für mich selbst einmal ganz zu schweigen.

Eine Zeitlang war ich also gar nicht mit mir im Reinen und habe nicht nur mich selbst genervt, sondern auch mein Umfeld mit Aussagen wie:

„Mir läuft die Zeit davon.“
„Ich habe für gar nichts mehr Zeit.“
„Mir ist gerade alles zu viel.“

Und so weiter. Kennst du bestimmt.

Zum Glück bin ich ja mittlerweile so weit, dass ich es relativ schnell selber merke. Ich bemerke meine negativen Gedanken und ich stelle auch fest, dass mich diese Gedanken runterziehen. Dass ich mich dadurch noch gehetzter fühle. Dass ich mich noch tiefer in negativen Gedankenschleifen und Stressgefühlen verstricke. Was nicht gut ist. 

Deshalb teile ich heute gerne meine vier Schritte mit dir, wie ich aus dieser Zeitfalle wieder herauskomme. Und wie ich vom Zeitmangel in die Zeitfülle komme.

 

Was kannst du tun, wenn du gefühlt gar keine Zeit mehr für nichts hast und dich das stresst?

 

Schritt 1: Drücke die Stopp-Taste

Immer wenn du merkst, dass du gefühlt gar keine Zeit mehr hast und dich das stresst, drücke symbolisch auf die Stopp-Taste.
Mach eine Pause. Zieh dich einfach mal zurück – die Zeit dafür hast du. Du darfst und musst sie dir nehmen!

Atme tief durch. Alleine das bringt schon Entlastung. Und vor allem bringt es dich aus den negativen Gedankenschleifen heraus. Denn du kannst nicht gleichzeitig bewusst ein- und ausatmen und an etwas denken. Deshalb unterbrichst du automatisch deine negativen Gedanken. Das funktioniert - probier’s mal aus.

(Lies hier weiter: Dein Notfallplan: Was tun, wenn dein Kopf mit ToDos und Gedanken vollgestopft ist?)

 

SCHRITT 2: Schau genauer hin – Was steckt dahinter?

Wenn sich deine Gedanken wieder entspannen, kannst du auch deine Gesamtsituation neutraler betrachten.

Um was geht es wirklich?
Was steckt hinter dem Gefühl, immer zu knapp mit der Zeit zu sein?


Sind es wirklich zu viele Aufgaben, die du in zu wenig Zeit zu erledigen hast?
Liegt es an der Anzahl der ToDos oder daran dass tatsächlich zu wenig Zeit zur Verfügung steht?
Schleppst du vielleicht „Altlasten“ in Form von alten (und vielleicht überholten) Verpflichtungen mit dir herum, die dir die Zeit für die wichtigen Dinge stehlen?
Bürdest du dir generell zu viel auf?
Ist die Situation nur vorübergehend oder dauert sie schon länger an?

Oder liegt es möglicherweise an deiner Selbst-Organisation?
Verzettelst du dich gerne? Gehörst du zu den Aufschiebern und Nicht-Dranbleibern und dann wird die Zeit urplötzlich knapp?
Lässt du dich zu oft unterbrechen und wirst deshalb nicht fertig?
Fehlt dir eine passende Struktur für deinen Tagesablauf? Und du bist ständig nur dabei, „Feuer“ zu löschen?
Hast du Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen und das Unwichtige und Wichtige zu unterscheiden?
Oder mangelt es an deiner Klarheit und dem Fokus? Bist du am Machen und Tun und permanent beschäftigt – die Frage ist nur, mit was?

Vielleicht sind es auch die kleinen und gemeinen inneren Stimmen, die dir Sachen ins Ohr flüstern.
Zum Beispiel: "Du musst es perfekt machen."  "Dazu darfst du nicht Nein sagen."  "Du musst es allen recht machen." 
Oder du willst dir selbst (oder jemandem anderen) etwas beweisen.
Es liegt auf der Hand, dass dich das alles Zeit und Energie kostet. Zeit und Energie, die du woanders bestimmt sinnvoller investieren könntest.
 

SCHRITT 3: Schaffe dir einen Überblick über das, was alles zu tun ist

Wenn du es nicht sowieso schon tust, schreib dir alles (wirklich alles) auf, was gerade ansteht.
Einfach runterschreiben. Die großen Projekte und auch alle kleinen ToDos. Ob wichtig oder unwichtig - alles, was dir in den Sinn kommt.
Alleine dadurch wirst du schon ruhiger, weil du die Dinge aus dem Kopf rauskriegst und die negativen Gedankenschleifen beendest („Ich schaff das alles nicht.“).

Wenn du die Liste zusammengestellt hast, dann sortiere sie:
Welche Kategorien kannst du bilden, um die Aufstellung übersichtlicher zu machen? Was gehört zusammen?
Wo hast du Deadlines einzuhalten? Was braucht einen zeitlichen Vorlauf?
Was davon ist wirklich wichtig und was nicht? Nimm auch gerne deine Intuition zu Hilfe.
Was musst du unbedingt selber machen und was könnte auch jemand anderes erledigen - vielleicht sogar schneller oder besser?

Wenn du dir diesen Überblick geschaffen hast, ist es viel einfacher, deine Prioritäten zu setzen.
Das heißt, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.
Was ist ein Must-Do und was ein Nice-to-do?
Und was ist ein Not-to-do? Was also ist echt überholt oder überflüssig und kannst du guten Gewissens streichen?
Was darfst du an andere abgeben?
Oder welche Aufgabe, welches Projekt ist einfach JETZT nicht dran? Dafür vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt?

Trau dich, Aufgaben, Verpflichtungen und Termine zu streichen, wenn sie nicht relevant sind.
Hab den Mut, öfters mal Nein zu sagen oder auch unperfekt zu sein.
Und erlaube dir, Dinge auch einmal aufzuschieben, weil sie jetzt nicht wichtig sind.

Weiterführende Tipps zu einer sinnvollen Aufgaben- oder ToDo-Liste findest du hier.

Wenn du  diesen Punkt erledigt hast und das Wesentliche vom Unwesentlichen getrennt hast, dann bist du bereit für Schritt 4.

SCHRITT 4: Ändere deine Sicht auf die Zeit

Wie wäre es denn, wenn du dein Negativ-Mantra „Ich habe keine Zeit“ umdrehst?
Zum Beispiel in
Für alles Wesentliche und Wichtige HABE ich genug Zeit“
„Für das, was wirklich wichtig ist in meinem Leben, NEHME ich mir die Zeit.“
„Ich INVESTIERE die Zeit, die ich habe, in das, was wichtig ist.“

Mit diesem Blick auf die Dinge kannst du DEINE Zeit wesentlich beeinflussen. Du hast zwar auch nicht mehr Zeit als vorher, aber DU ENTSCHEIDEST, mit WAS du diese Zeit verbringst.

Und DU ENTSCHEIDEST auch, WIE du deine ganzen Aufgaben angehst. Ob du fokussiert und effizient arbeitest oder ob du trödelst und demotiviert bist.

 

Auf den Punkt gebracht

Wenig Zeit zu haben ist in etwa so wie wenig Geld zu haben: Wenn dein finanzielles Budget knapp ist, überlegst du dir normalerweise auch ganz genau, in was du investierst und wirfst dein Geld nicht unüberlegt zum Fenster raus. 

Das Gute am Satz „Ich habe keine Zeit“ ist die Chance, dass du die Zeit, die du tatsächlich zur Verfügung hast, mehr wertschätzen und nutzen kannst. 

Wenn du bewusst und sinnvoll mit deiner Zeit umgehst, lernst du Prioritäten zu setzen und dich von Unnützem und von Zeit- und Energiefressern zu lösen.

Nutze deine Zeit für genau die Dinge, die in deinem Leben wichtig, wesentlich und von Wert sind. Du gewinnst Klarheit, Leichtigkeit, mehr Freiräume und Spaß an und mit deinem Tun.
Und das klingt doch echt gut, oder was meinst du?
 

Lust auf Mehr?

Gerne unterstütze ich dich als Sparringspartnerin, mehr in deine Klarheit zu kommen und eine smarte Struktur in deinem Alltag zu etablieren, damit du deine Pläne und Visionen fokussiert und gleichzeitig entspannt umsetzen kannst.
Schreib mir eine Mail und wir klären, ob und wie ich dich unterstützen kann.

 
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